“ICH DENKE SCHON SEIT 62 JAHREN ANS AUFHÖREN!”
Bild – 11.03.2011
DER ERFINDER DER TIGERENTE WIRD 80
• Von Alex Würzbach
Auf dem Tisch im Atelier stapeln sich die Geburtstagsbriefe. Ganz obenauf ein Schreiben mit Bundesadler – Glückwünsche vom Bundespräsidenten. „Die Kanzlerin hat auch geschrieben, obwohl sie mich gar nicht kennt“, sagt Horst Eckert, der heute 80 wird.
Der Mann hat uns das schönste Tier der Welt geschenkt – die Tigerente. Als „Janosch“ schuf Horst Eckert über 300 Bücher. Die Abenteuer von Tigerente, Kastenfrosch und Co. erschienen in über 40 Sprachen.
BILD traf Janosch auf Teneriffa, wo er seit fast 30 Jahren lebt, zum unverschämten Geburtstagsinterview – über Freunde, die er nicht hat, Sex, den er nicht hat und Intelligenz, die er nicht hat.
BILD: Sie gelten ja eher als Geburtstagsfest-Muffel. Heute bereit, diese Tradition zu brechen?
Janosch: „Mein Busenfreund und Verleger teilte mir mit, dass er als Überraschung und aus Dankbarkeit ein Schiff gechartert hat, welches mit allen jenen beladen wird, welche mich lieben – bis gestern waren es vier, sobald es sechs sind, sticht es in See. Paarungen unter den Teilnehmern werden gefördert.“
BILD: Stichwort Paarung. Sie sagten: „Das Schönste am Alter: Der Geschlechtstrieb hat sich erledigt.“ Können Sie uns zur Beruhigung noch zwei, drei andere Vorteile des Alters sagen …
Janosch: „1. Straftaten können ungestraft begangen werden, weil der Täter nicht mehr transportabel (in den Gerichtssaal bzw. ins Gefängnis) ist. Die Gerichtsverhandlung findet dann schon aus Sparsamkeit vonseiten des Staates nicht mehr statt.
2. Der etwas ältere Mensch ist nicht mehr gefährdet durch die Nachstellungen weiblicher Frauen. Weil sie wissen, dass der verstorbene Geschlechtstrieb so leicht nicht mehr zu erwecken ist. Und er selbst, also der ehemalige Sexbereite, vergisst nach und nach seine Sexwilligkeit und erspart sich damit viel Ärger.
3. Wenn er nicht mehr daran denkt, was ihn bis da ja völlig ausfüllte, kann er sich endlich mit vernünftigen Denkthemen beschäftigen. Oder er kann etwas lesen.“
BILD: „Besoffene sind blöd“ – Zitat Janosch. Trifft das auch auf Sie zu?
Janosch: „Ja. Weil ich das weiß, bin ich nie besoffen. Ich könnte meinen Blödsinn nicht ertragen.“
BILD: Wenn man sich selbst schon schwer ertragen kann, wie geht es dann erst anderen?
Janosch: „Meine Verleger ertragen mich niemals. Frauen haben es ja nie versucht. Eine im ganzen Leben und die wohnt in einem anderen Zimmer. Von dort kann sie mich leicht ertragen.“
BILD: Sie sagen, Sie haben einen niedrigen IQ. Reine Koketterie, oder?
Janosch: „56. IQ 56. Ich weiß so gut wie nichts, Bildung: null. Allgemein gutes Benehmen, Essen mit Besteck, die Hauptstadt von Estland – alles null. Ich fiel bisher durch jede Prüfung, das ist echt wahr, heiliger Schwur. Schon den Satz ,Ich weiß, dass ich nichts weiß’ verstehe ich nicht. Wenn ich wüsste, dass ich nichts weiß, dann wüsste ich ja etwas – dass ich nichts weiß.“
BILD: Ihr erstes Buch hat sich 1960 nur 60-mal verkauft, denkt man da nicht sofort ans Aufhören?
Janosch: „Es wurden nur 14 verkauft, 45 wurden verschenkt oder eher den Leuten aufgedrängt. Ich denke schon seit 62 Jahren ans Aufhören. Ging damals nicht. Ich kann nichts anderes als ein wenig zeichnen.“
BILD: Ist die Tigerente eigentlich mit oder ohne Alkohol entstanden?
Janosch: „Nüchtern. Aus Verzweiflung, weil mir nichts Vernünftiges einfiel. Ich hatte noch Platz auf dem Papier.“
BILD: Sie sind Deutschlands berühmtester Hängematten-Nutzer: Geben Sie mal die optimale Bedienungsanleitung – wie steige ich unfallfrei ein und aus und wie halte ich sie in Schwung?
Janosch: „Zuerst muss man die Hängematte und ihr Wesen mit dem Kopf begreifen. Zu denken, dass man sie in Schwung halten muss, ist total falsch. Wer das denkt, kann hier schon aushaken! Einsteigen tut man umgekehrt, als wie man auf die Tochter des Bäckers aufsteigt: Also auf die Tochter mit dem Hintern nach oben und in die Hängematte mit dem Hintern nach unten. Und unfallfrei? Das geht nicht!“