Etwas über Janosch
Hans-Joachim Gelberg
Sein erster Verleger, Georg Lentz, führte für Horst Eckert den Namen Janosch ein. Dabei blieb es. Seine ersten Bilderbücher verkauften sich schlecht. Ich aber fand sie eigenartig schön. Da war so etwas wie erste Liebe. Damals war ich noch Buchhändler. Als ich dann anfing, Kinderbücher zu verlegen, war Janosch eine meiner ersten Adressen. In den nachfolgenden Jahren unserer Zusammenarbeit (Freundschaft hätte ich beinahe gesagt) entstanden seine bilderreichen Geschichten mit Figuren, die von alleine weiterleben, weil sie so schöne Namen haben. Und alle ausgestattet mit der kindlichen Philosophie vom einfachen Leben. Onkel Poppoff konnte sogar ein bisschen fliegen. Als das vierfarbige Album „Die Maus hat rote Strümpfe an“ (1978) erschien, trug ich eine Zeitlang nur rote Strümpfe. Mit „Oh, wie schön ist Panama“ (1978) begann dann die legendäre Freundschaft von kleiner Tiger & kleiner Bär mit Kindern jeglichen Alters. Wohl einer der größten Bucherfolge. Neben den vielen Erlebnissen mit Janosch verwahre ich zwei Erinnerungen besonders gerne. Nämlich, als Janosch meinem Vorschlag folgte und die Märchen der Brüder Grimm neu erzählte, zuerst zweifarbig (zweite Farbe Gold), später vierfarbig illustriert. Mit märchenhafter Wirkung. Und ich bestärkte ihn, von seiner Kindheit zu erzählen, grotesk-komisch verpackt im zeitnahen Roman „Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm“ (1970). Das Manuskript hatte vier Fassungen. Die erste hatte nur 80 Seiten, zuletzt waren es dann fast dreihundert. Ich saß im Hotel in München und leimte die verschiedenen Fassungen zusammen. Janosch schrieb darauf wieder neue Varianten, nachts. Und morgens konnte ich dann wieder von vorne anfangen. Es war herrlich. Janosch hat eben auch Romane geschrieben (allesamt reizvoll autobiographisch grundiert), deren erster und bester der „Cholonek“ ist. Wie sagt dort noch Frau Schwientek: „Nein, nein, geh mir bloß weg mit dem Lesen. Das macht den Menschen verrückt. Er verliert die ganze Ehrfurcht.“