Als Kind der 70er-Jahre bin ich mit Janoschs Bilderbüchern aufgewachsen. Sie sind sprachlich herausragend, mit einer unbekümmerten Rotzigkeit, die mir schon als Fünfjährige gut gefallen hat und mit einer Melancholie, die mir bekannt war, ohne, dass ich einen Begriff für sie gehabt hätte. Und sicher war ich wie viele Kinder vor und nach mir den liebenswerten Helden verfallen, die aus meiner Generation in Deutschland so gut wie jeder kennt.
Die Bücher sind beispielgebend für eine Fähigkeit, bei deren Entwicklung Kinder grundsätzlich unterstützt werden sollten: eine eigene Tonalität zu entwickeln und einen persönlichen, wiedererkennbaren Ausdruck für sich zu finden.
Aus feministischer Perspektive sehe ich das Werk heute kritischer, mir fehlen Figuren, die weibliche Heldinnen sind und nicht nur Nebenrollen spielen – die Realitäten haben sich verändert seit dem Erscheinen dieser Bücher und die Utopien wohl auch. Gleichwohl ist mir daran gelegen, das Unbrave, Schräge der Geschichten einer neuen Kindergeneration zugänglich zu machen und dafür zu werben, sich auf die zarten und zugleich wilden Phantasien von Janosch einzulassen. Ihr Charme ist zeitlos.